Trockenklima

BW WÜSTENKLIMA Jahresniederschlagsmenge [mm] < 10* (Jahrestemperaturmittel [°C] + tz)
BS STEPPENKLIMA Jahresniederschlagsmenge [mm] < 20* (Jahrestemperaturmittel [°C] + tz)


tz bezeichnet den so genannten Trockenzeitfaktor. Fällt die Trockenzeit in die heiße Jahreszeit (als solche bezeichnet man in diesem Zusammenhang die Monate April bis September auf der Nordhalbkugel bzw. Oktober bis März auf der Südhalbkugel), so nimmt er den Wert 0 ein. Ist hingegen die kalte Jahreszeit (Oktober bis März auf der Nordhalbkugel bzw. April bis September auf der Südhalbkugel) absolut trocken, so ist für tz ein Wert von 14 einzutragen. Können zwischen Sommer- und Winterhalbjahr keine signifikanten Unterschiede im Niederschlag festgestellt werden, so nimmt tz einen Wert von 7 ein (als signifikant wird der Unterschied dann angesehen, wenn entweder in den sechs Monaten der heißen oder in den sechs Monaten der kalten Jahreszeit insgesamt weniger als 30% des Jahresniederschlags fällt). Die Bedeutung des Trockenzeitfaktors liegt darin begründet, dass für eine Zuordnung zu einem B-Klimat (Wüste oder Steppe) Sommerregen in höherem Ausmaß toleriert wird als Niederschlag im Winter, da ersterer aufgrund der höheren Temperatur effizienter verdunstet und die Trockenheit der Landschaft nur relativ wenig „gefährdet“, während zweiterer in der kühleren Jahreszeit leichter zu einer Vegetation führen könnte. Wüsten- und Steppenklima wird noch in jeweils 2 Untertypen aufgegliedert: bei Jahresmitteltemperaturen über 18°C spricht man von einem heißen Trockenklima (BWh und BSh), bei unter 18°C von einem winterkalten Trockenklima (BWk und BSk).

klimazonenDie Klimazonen der Erde (handgezeichnet, eine Erinnerung an meine Studienzeit)

Trockenklimate findet man in 6 der 7 Erdteile vor (alle außer Antarktika, in Europa allerdings ebenfalls nur rudimentär vorhanden). Großflächig erstrecken sie sich unter den Subtropenhochs der niedrigen Breiten, an den Außenrändern der so genannten Hadley-Zirkulation, in welchen gewaltige Absinkbewegungen der Luft großräumige Erwärmung und Abtrocknung ermöglichen und die Entstehung von Niederschlag weitgehend unterbinden. Die Folge sind ausgedehnte Wüsten wie z.B. die riesige Sahara in Nordafrika, die Arabischen Wüsten (Rub al-Khali, Al-Nafud, …), die Syrische Wüste (Syrien, Jordanien, Irak) sowie die Wüsten von Iran, Afghanistan, Pakistan bis nach Indien (Kawir, Lut, Baluchistan, Cholistan, Thar). In Nordamerika sind die Chihuahua und Sonora (Mexiko, New Mexico, Arizona) erwähnenswert, im Süden Afrikas die Kalahari (Botswana, Südafrika, Namibia). Und eine erhebliche Ausdehnung erreichen auch die Australischen Hochdruckwüsten (Great Victoria Desert, Great Sandy Desert, …).

Wüsten, welche sich in niedrigen Breiten bis zu den Meeresküsten erstrecken und auch vorgelagerte Inseln erfassen, sind auf kalte Meeresströmungen und deren stabilisierende Wirkung auf die Atmosphärenschichtung zurückzuführen. Die kalten Meeresströmungen wiederum sind eine Folge sauerstoffreichen Tiefenwassers, welches aufsteigt um das durch Passatwinde auf das offene Meer hinausgetriebene Oberflächenwasser zu ersetzen. Diese Bedingungen sind aber aufgrund der typischen Windrichtung des Passats (Nordost auf der Nordhalbkugel und Südost auf der Südhalbkugel) nur an den Westseiten der Kontinente gegeben. Die bekanntesten Küstenwüsten sind die Atacama (Chile, SE-Passat, Humboldtstrom) sowie die Namib (Namibia, SE-Passat, Benguelastrom). Aber auch die bis an die Westküsten reichenden Trockengebiete Australiens (SE-Passat, Westaustralstrom), Nordafrikas (NE-Passat, Kanarenstrom) und Kaliforniens/Mexikos (NE-Passat, Kaliforniastrom) sind auf aufsteigendes kaltes Tiefenwasser zurückzuführen. Dies trifft übrigens auch auf Somalia zu, an dessen Küste allerdings nicht Passatwinde sondern der nach Indien gerichtete SW-Monsun Oberflächenwasser auf das offene Meer hinaustreibt. Damit handelt es sich hierbei um die einzige Küstenwüste weltweit, welche sich an der Ostseite eines Kontinents befindet. Wie seltsam es anmutet, dass trockene Wüsten direkt an feuchte Meere angrenzen, hat übrigens auch schon den Naturforscher Alexander von Humboldt (1769-1859) zu folgendem Satz verleitet: „So nah am Wasser und doch so arm an Wasser.“

Abseits der niedrigen Breiten treten Trockengebiete in den Wind- und Regenschatten mächtiger Gebirgszüge auf. So befinden sich im Lee nördlich/nordöstlich des Himalayas die Wüsten Gobi (Mongolei, China) und Taklamakan (China) sowie im Lee nordwestlich von Pamir und Hindukusch die Wüsten Karakum (Turkmenistan, Usbekistan) und Kysylkum (Usbekistan, Kasachstan). In Südamerika wird Ost-Patagonien durch die Anden von den feuchten Westwinden des Südpazifiks abgeschirmt und bildet die Patagonische Wüste (Argentinien) und in Nordamerika ist die Great Basin Desert (Nevada, Utah) auf die abschirmende Wirkung der im Westen befindlichen Sierra Nevada Cascade zurückzuführen.

In der Westhälfte der USA befinden sich dann noch weitere Trockengebiete, wie zum Beispiel die weitläufigen Prärien der Great Plains, welche bis in den Nordosten Mexikos sowie auch ein Stück weit in den Süden Kanadas hineinreichen. In Afrika ist neben den oben erwähnten Gebieten noch ein relativ breiter Trockenstreifen von der Südwesthälfte Angolas bis in den Süden Simbabwes und Südwesten Mosambiks erwähnenswert. Und in Asien weist der Großteil Kasachstans sowie die gesamte Ost-, Nord- und Nordwestküste des Kaspischen Meeres Steppen- oder sogar Wüstenklima auf. In Europa befindet sich hingegen abseits der Kanarischen Inseln (überwiegend heißes Wüstenklima BWh) derzeit noch keine Wüste. Kleine Gebiete in der Osthälfte Spaniens erfüllen aber zumindest schon die Kriterien für das winterkalte Steppenklima (BSk) und in Teilen Zyperns herrscht sogar schon heißes Steppenklima (BSh) vor.

 
 
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Andreas Pfoser, 6. August 2015

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